Club für Britische Hütehunde e.V.
Landesgruppe Bayern Nord

Der Old English Sheepdog (Bobtail)


Der Old English Sheepdog, bei uns eher unter dem Namen Bobtail bekannt, ist eine alte englische Hütehunderasse, die früher von Schäfern zur Arbeit an der Herde gehalten wurde. Ihre ursprüngliche Aufgabe war es, das Vieh zu den Märkten zu treiben, dennoch waren sie durch ihren natürlichen Instinkt auch gute Beschützer ihrer Herde. Ihr dichtes und festes Haarkleid machte sie unempfindlich für die Arbeit unter freiem Himmel. Erstmals in Schriften erwähnt wurde die Rasse Anfang des 18. Jahrhunderts, als als ältestes bekannte Gemälde, welches ein Exemplar dieser Rasse zeigt, stammt von
Gainsborough und ist datiert aus dem Jahr 1771.
Um das früher übliche Kupieren der Rute ranken sich viele Geschichten und Legenden. So sollen Arbeitshunde von der Steuer befreit gewesen sein, und das Kupieren kennzeichnete eben einen Arbeitshund. Einige wenige Bobtails, übersetzt heißt das etwa „Stummelschwanz“, wurden und werden bereits ohne Rute geboren. Andere Quellen berichten von einer gewollten Bewegungs- einschränkung, um das Jagen von Kleinwild zu unterbinden. Seit dem 1. Juni 1998 dürfen die Ruten hier in Deutschland nicht mehr kupiert werden.
Gesundheit
Glücklicherweise sind schwere Erkrankungen in dieser Rasse selten. Die gefürchtete Geisel aller großen Hunderassen, die Hüftgelenks- dysplasie, ist weitestgehend zurückgedrängt, kommt aber gelegentlich immer mal wieder vor. Auch erbliche Augen- erkrankungen werden durch Untersuchungspflichten rigoros bekämpft, so dass die Rasse auch heute am Rande des 21. Jahr-
hunderts weitgehend gesund und ursprünglich erhalten geblieben ist.
Verwendung
Heute wird der Bobtail nur noch sehr selten zur Arbeit an der Herde eingesetzt, sondern vorwiegend als Familienhund gehalten. Dennoch
hat er seine ursprünglichen Hüteeigenschaften nicht verloren.
Seit der ersten Ausstellung im vorigen Jahrhundert, ist die Rasse von den Ausstellungen nicht mehr wegzudenken. Aber nicht nur auf Ausstellungen macht der Bobtail Furore, sondern nach wie vor beweist er seine Qualitäten als Arbeitshund. Es gibt Vertreter dieser Rasse, die im Rettungsdienst, als Fährtenhund, im Breitensport (Agility, Flyball, Obedience) ihre Qualitäten beweisen. Darüber hinaus bewährt sich der OES als Familienhund, wobei er die Familie als seine Herde betrachtet, sie zusammenhält, beschützt und sich selbst als vollwertiges Familienmitglied fühlt.

Eigenschaften

Unter den britischen Hütehunden ist der Bobtail der größte und beein- druckenste Hund. Kompakt, kräftig, muskulös, quadratisch, starkknochig, überreichlich mit Fell bedeckt und von großer Kraft und Ausdauer – das sind die äußeren Merkmale, die sofort ins Auge fallen. Der vielleicht auf den ersten Blick etwas behäbige Eindruck täuscht völlig darüber hinweg, zu welchen ungestümen Energiebün-
deln sich die Bobtails in ihrer unendlichen Lebensfreude entwickeln können. Für die Arbeit konstruiert, erreichen die OES nicht nur Kraft,
Geschicklichkeit und Geschwindigkeit, sondern auch eine un- glaubliche Ausdauer. Die Charaktereigenschaften des Bobtail
sind mit den Begriffen anhänglich, freundlich, gutmütig, aufmerksam, zuverlässig, humorvoll und friedlich am besten beschrieben.
Angeboren ist ihm der Hütetrieb. So werden die meisten Bobtails einen einzelnen davongehenden Menschen versuchen einzu-
fangen und wieder zur „menschlichen Herde“ zurückzutreiben. Unerträglich für ihn ist wenn seine Herde sich trennt und in verschiedene Richtungen geht. Genauso wird er nie davon laufen um zu wildern, jagen oder streunen. Sein Beschützerinstinkt für schwache, hilflose Kreaturen ist ihm angeboren. Bei aller Friedfertigkeit weiß er aber doch auch seine Familie zu schützen. Der Spieltrieb dieser Rasse bleibt bis ins hohe Alter erhalten. Bobtails können gut und gerne 12 – 13 Jahre alt werden. Als geborener
Komiker und Stubenclown liegt er eben noch friedlich zu Füßen seines Herrn, um bei dem kleinsten Anzeichen von Aktivität sich zu sofortiger Spiellaune aufzuschwingen.
Der Bobtail ist ein ruhiger und ausgeglichener Hund, der den engen Kontakt zum Menschen sucht und eine intensive Beziehung zu seinen Leuten aufbaut.


Er hat einen natürlichen Schutzinstinkt und ist sehr liebevoll im Umgang mit Kindern. Er ist frei von Aggressionen und hat eine sehr hohe Reizschwelle. Dennoch kann er auch temperamentvoll und überschäumend sein, wenn er nicht genügend Bewegung bekommt. Der Bobtail ist sehr selbstbewusst, von einer liebenswerten Sturheit und benötigt daher eine konsequente Erziehung. Er ist aber auch sehr intelligent und gelehrig.
Pflege
Das üppige Haarkleid des Bobtails verlangt eine zeitintensive Pflege. Der Bobtail sollte möglichst einmal wöchentlich 2 – 3 Stunden
gründlich gebürstet werden.Ein verfilzter Bobtail ist  kein schöner Anblick und zeugt von der Charakterlosigkeit seines Herrchens.
Wer sich einen Bobtail kaufen möchte, bei dem sollte es Liebe auf den ersten Blick sein, dann sollte man sich über alle Vor- und
Nachteile klar werden. Anschließend sollte man sich einen nassen Bobtail ansehen, wer ihn dann noch schön findet, für den ist er der
Hund fürs Leben.


    

Rassestandard Old English Sheepdog (Bobtail)

FCI-Standard-Nr. 16 vom 05.02.2011 /DE
Ursprungsland: Großbritannien

Übersetzung: Frau Patricia Hubert und Herr J.Pilz. Überarbeitet von Herrn W. Schicker. Überarbeitet und ergänzt, Christina Bailey / Originale Version (EN)

Ursprung: Großbritannien.

Datum der Publikation des gültigen offiziellen Standards: 13.10.2010.

Verwendung: Schäferhund.

Klassifikation FCI: Gruppe 1 Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde). Sektion 1 Schäferhunde. Ohne Arbeitsprüfung.

Allgemeines Erscheinungsbild: Kräftiger, quadratisch aussehender Hund, sehr symmetrisch, Gesundheit und Leistungsfähigkeit zeigend. Auf keinen Fall hochläufig, überall üppig behaart. Ein untersetzter, muskulöser, robuster Hund mit höchst intelligentem Ausdruck. Die natürliche äußere Linie sollte weder durch Scheren noch durch Schneiden künstlich verändert werden. Mit großer Ausdauer ausgestattet, eine sanft ansteigende Rückenlinie aufzeigend, mit einem – von oben gesehen- birnenförmigen Körper. Im normalen Gang oder im Passgang ist ein Rollen typisch für die Bewegung. Sein Bellen ist an einem speziellen Tonfall erkennbar.

Wichtige Proportionen: Der Hund steht niedriger im Widerrist als in der Lendenpartie. Der Kopf ist in Proportion zu der Größe des Körpers. Der Fang ist ungefährt halb so lang wie die Gesamtlänge des Kopfes.

Verhalten /Charakter (Wesen): Ein anpassungsfähiger Hund mit ausgeglichenem Wesen, kühn, treu und zuverlässig, ohne jegliches Zeichen von Nervosität oder unbegründeter Aggressivität.

Kopf:

Oberkopf

  • Schädel: Geräumig, ziemlich quadratisch ; oberhalb der Augen gut gewölbt.
  • Stop: Deutlich ausgeprägt.

Gesichtsschädel

  • Nasenschwamm: Groß und schwarz, mit großen Nasenlöchern.
  • Fang: Kräftig, quadratisch und wie abgeschnitten.
  • Kiefer/Zähne: Kräftige, große und gleichmäßig stehende Zähne.
  • Scherengebiss: Kräftige Kiefer mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss, d.h. dass die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen. Zangengebiss zulässig, aber unerwünscht.
  • Augen: Gut auseinander stehend, dunkel oder „Wall-Eyes“ (Glasaugen). Zwei blaue Augen sind akzeptabel. Helle Augen sind unerwünscht. Pigmentierung der Lidränder wird bevorzugt.
  • Ohren: Klein und flach an den Seiten des Kopfes anliegend getragen.

Hals: Ziemlich lang, kräftig, anmutig, würdevoll gewölbt.

Körper: Ziemlich kurz und kompakt.

  • Lendenpartie: Sehr kräftig, breit und leicht gewölbt.
  • Brust: Tief und geräumig, mit gut gewölbten Rippen.

Rute: Früher üblicherweise kupiert oder angeborene Stummelrute.

  • Kupiert: Üblicherweise vollständig kupiert.
  • Unkupiert: Natürlich getragen. Gut befedert mit reichlich Haar von harter Textur.

Gliedmaßen

Vorderhand: Absolut gerade Vorderläufe von kräftiger Knochensubstanz, den Körper stabil tragend.

  • Schultern: Sie sollten gut zurückliegen und am Widerrist enger zusammen stehen als an den Schultergelenken. Überladene Schultern sind unerwünscht.
  • Ellenbogen: Liegen dicht am Brustkorb an.
  • Unterarm: Absolut gerade Vorderläufe mit kräftiger Knochensubstanz, den Körper stabil tragend.
  • Vorderpfoten: Schmal, rund und geschlossen. Zehen gut gewölbt. Ballen dick und hart, weder ein- noch ausdrehend.

Hinterhand: Allgemeines Erscheinungsbild: Die Hinterhand ist gut mit Haar bedeckt, gerundet und muskulös.

  • Kniegelenk: Gut gewinkelt, aber nicht übertrieben.
  • Unterschenkel: Lang und gut entwickelt.
  • Sprunggelenk: Tief angesetzt.
  • Metatarsus (Hintermittelfuß): Von hinten gesehen parallel stehend.
  • Hinterpfoten: Schmal, rund und geschlossen. Zehen gut gewölbt. Ballen dick und hart, weder ein- noch ausdrehend.

Gangwerk:

Der Bobtail entwickelt im Schritt ein bärenhaftes Rollen aus der Hinterhand. Im Trab zeigt er mühelose Streckung mit sehr kräftigem Schub, wobei sich die Läufe geradeaus in der Laufrichtung bewegen. Sehr elastischer Galopp. Bei langsamer Geschwindigkeit neigen einige Hunde zum Passgang. In der Bewegung kann der Kopf in einer natürlichen tieferen Haltung getragen werden.

Haarkleid:

Haar: Reichlich, von guter, harter Struktur. Nicht gerade, sondern zottig und ohne Locken. Die Unterwolle bildet einen wasserdichten Flor. Kopf und Schädel gut mit Haar bedeckt, die Ohren sind mäßig behaart, Hals gut, Vorderläufe rundum stark behaart. Die Hinterläufe sind stärker behaart als der Rest des Körpers. Qualität und Textur sind wichtiger als die Länge und Haarmenge.

Farbe: Jede Schattierung von grau, „grizzle“ oder blau. Körper und Hinterläufe sind durchgehend einfarbig, mit oder ohne weiße „Socken“. Weiße Flecken im sonst einfarbigen Haarkleid sollten nicht gefördert werden. Kopf, Hals Vorderhand und Unterbauch sollten weiß, mit oder ohne Flecken sein. Jeder Anflug von Braun ist unerwünscht.

Größe: Widerristhöhe:

für Rüden 61 cm und größer,

für Hündinnen 56 cm und größer.

Typ und Symmetrie sind von größter Bedeutung und dürfen unter keinen Umständen nur der Größe wegen geopfert werden.

Fehler: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes und seine Fähigkeit die verlangte rassetypische Arbeit zu erbringen zu beachten ist.

Disqualifizierende Fehler:

  • Aggressive oder übermäßig ängstliche Hunde
  • Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.

N.B.: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.